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Eine Anmerkung in eigener Sache zum Thema "Wie werde ich Hula-Lehrer?" : Hin und wieder werde ich gefragt, ob ich ebenfalls - in sogenanntem Intensivunterricht über wenige Wochen - einen "Lizenzierten Trainerschein" (wo kommt der Ausdruck eigentlich her?), oder auch Diplom zum Hula-Lehrer ausstelle, damit der oder die Teilnehmerin somit "berechtigt" wäre Hula-Tanz-Unterricht zu geben. Aus diesem aktuellen Anlass hatte ich im Jahr 2008 ein intensives Gespräch mit Kalei'ula, auf das ich am Ende der Punkte näher eingehe. Zuvor möchte ich mich zu diesen Fragen mal so ausdrücken: 1. Für mich wirft diese Frage eine ganze Reihe weiterer Fragen und Gedankengänge auf. Z.B. Wie kommt es eigentlich, dass neuerdings immer mehr Hula-Interessierte oder Hula-Begeisterte auf die Idee kommen, sie bräuchten eine "Lizenz" oder ein "Diplom" ? (Mit dem steigenden Interesse am Hula scheinen diese Art Fragen wie Pilze aus dem Boden zu wachsen.) 2. Weder meine hawaiianischen Lehrerinnen, noch ich, sind der Ansicht, dass es für einen Anfänger oder auch Fortgeschritteneren möglich ist, innerhalb weniger Wochen so viel über den Hula-Tanz oder seine Traditionen zu erlernen, um dies dann auch richtig weiterzugeben. Allenfalls können wir uns vorstellen, dass die Technik einzelner Basisschritte und einige Handbewegungen zu etwaigen Choreographien in diesem Zeitrahmen nachvollziehbar und erlernbar sind. (Mal ehrlich, habt ihr je gehört, dass Frau oder Mann nach einigen Wochen des Unterrichtes von z.B. Flamenco, Orientalischem Tanz, Standard, Indischem Tanz etc., die Frage nach einer Lizenz stellten, die ihnen die Fähigkeit bescheinigen sollte, dies jetzt auch korrekt unterrichten zu können?) 3. Wie meine Lehrerinnen immer wieder betonen, ist die zu erlernende Technik nur der Anfang des Hula und verleiht dir lediglich den Status eines "haumana" (Schüler). Bis tatsächlich ein "Olapa" (Tänzer) aus dir geworden ist, vergehen nach Aussage der "native"(einheimischen) Hawaiianer und "Kumu Hula" (Hula-Lehrer / Hula-Meister) Jahre intensivem Trainings und Studierens. Ein weiterer Schritt zum Kumu (Lehrer) ist, sofern dein Kumu Hula dir dies gestattet und dich als "Olapa" anerkennt, dass du zu dem Status des "Olapa" noch das Studium des Chantings und das Spielen der traditionellen Ipu Heke anhängst, und somit in der Halau-Hierachie (Schulregel) zum "Ho'opa" (Trommler / Sänger) aufsteigst. Wenn dies zufriedenstellend in den Augen des Kumu Hula erlernt wurde, und dir die Erlaubnis erteilt wird, selbst den Hula zu unterrichten, dann darfst du dich "Kumu" (Lehrer) nennen. 4. Sicher ist dieser lange Weg für viele sehr zeitraubend und aufwändig. Und weiterhin brauchst du sicherlich nicht diesen Weg zu gehen, wenn du dich darauf beschränken willst ausschließlich den Tanz zu vermitteln (sofern du dich selbst in der Lage siehst oder davon überzeugt bist, dass du dies tun kannst). Was ich denen, die mit dem Gedanken spielen Hula-Tanz zu unterrichten, aber auch mitteilen möchte ist, dass ihr ganz bestimmt keinen "Lizenzierten Trainerschein" in der Hand halten müsst um dies zu tun. Wenn ihr aber unsicher sein solltet, ob ihr unterrichten dürft, könnt oder nicht, dann steckt die Aufwendungen doch in einen Workshop oder ein Seminar bei einem Hawaiianischen Hula-Lehrer, und nehmt die Möglichkeit wahr, eure Wünsche und Belange anzusprechen. Ich bin sicher, dass dies der richtigere Weg ist. Letztendlich hängt tun oder nicht tun mit eurem inneren Selbst zusammen, d.h. wie sehr ihr euch dem Hula-Tanz verbunden fühlt und wie bereit ihr seid dies mit anderen zu teilen. Vielleicht glaubt ihr auch, dass ihr zum Unterrichten zwingend einen "Schein" braucht, da Deutschland ja die Hochburg der Dokumente, Bescheinigungen, Lizenzen usw. ist. Dann fragt doch ebenfalls einen hawaiianischen Lehrer. Einen Brief oder ein Schriftstück aufzusetzen in dem steht, dass ihr unterrichten könnt/dürft werdet ihr sicher, ebenso wie ich auch, erhalten können. Und vielleicht müssen gewisse Stellen in Deutschland auch endlich einmal lernen, dass es eben nicht für alle Länder ganz selbstverständlich oder auch notwendig ist, Bescheinigungen auszustellen.
Abschließend gehe ich nun noch auf das anfangs erwähnte Gespräch mit Kalei'ula ein: Kalei'ula selbst ist nicht sonderlich begeistert über diese Form der Angebote, da es auf Hawai'i früher wie heute nicht üblich, und in ihren Augen auch absolut unnötig ist, solche "Lizenzen" auszuteilen. "Typically germans" war ihre erste Reaktion. Einen weiteren Teil ihrer Reaktionen und Aussagen möchte ich aus Rücksicht auf die "Aussteller der Lizenzen" lieber nicht weiter ausführen. Unter dem Strich stand allerdings: Niemand in Europa, oder wo auch immer, hat das Recht zu bestimmen wer oder wer nicht Hula-Tanz unterrichten darf. Dieses Recht wird nur einem hawaiianischen Kumu Hula (Hula-Lehrer / Hula-Meister) vorbehalten bleiben. Von den "Haole" ("Nicht-Hawaiianern") wird erwartet, dass sie - aus Respekt und Achtung ihrem Kumu Hula gegenüber - zumindest fragen, sofern es ihnen nicht freiwillig offeriert wird. Jeder "Haole-Kumu" in Europa usw., der in seinem Umfeld Hula-Tanz und / oder Kultur unterrichtet, sollte seinen Schüler dem jeweiligen "native" (einheimischen) Kumu Hula vorstellen und ihm die Möglichkeit geben, sich ein Bild über diesen Schüler zu machen. Umgekehrt somit auch dem Schüler die Möglichkeit geben zu fragen. Wer wirklich ernsthaft Hula-Unterricht nimmt und dies weitervermittelt, hat auch einen "native" Kumu Hula und findet eine Möglichkeit ein Treffen zu arrangieren. Einige "native" Kumu Hula kommen ohnehin relativ regelmäßig nach Europa und geben ihr Wissen an uns "Haole" weiter. Es gibt also durchaus die Möglichkeit seine Fragen oder Bitten an der richtigen Stelle vorzutragen. Wer die Kultur Hawai'i's, die Lehren des Aloha und des Hula-Tanz achtet, wird dies auch seinen Schülern mitteilen oder raten. Letztendlich hat Kalei'ula noch zum Ausdruck gebracht, dass sie sehr enttäuscht darüber ist, dass in Europa in dieser Form mit dem Kulturgut ihrer Heimat Unsinn und letztendlich auch eigennütziger Profit betrieben wird. Ich persönlich hoffe, dass wir alle nicht über kurz oder lang mit möglichen Folgen dieses Unsinns konfrontiert werden - und die Hawaiianer sich vielleicht angesichts dieser Entgleisung entschließen, den Unterricht wieder auf ihren Kontinent zu beschränken, wo bisher übrigens noch niemand auf solche Ideen kam. |